Die Entstehung

Wie kam es zur Vereinsgründung? – aus der Sicht von Alexander Meßner:

Die Kreiskulturtage 2019 haben gezeigt, wie viel Kunstschaffende es in Jesenwang gibt (Ausstellung in der St. Willibaldskirche). Ebenso zeigte eine kleine Reise durch Jesenwang in vier Stationen, dass schon immer viele Menschen unterwegs waren – sowohl früher als auch heute und aus ganz verschiedenen Anlässen.
Das Motto „Unterwegs“ hat mich inspiriert. Es bedeutet ja auch immer irgendwo neu zu sein, Heimat zu verlieren und Heimat zu finden. Was einen dabei aber immer begleitet, sind die persönlichen Vorstellungen von Kunst und Kultur. Das bedeutet auch, dass dort, wo jemand ankommt, eine Bereicherung auf beiden Seiten erfolgen kann: durch das, was man mitbringt und andersrum durch das, was man dort vorfindet.
Damit genau dieser Austausch stattfinden kann, braucht es eine Plattform, Offenheit und einen Antrieb.
So entstand der Impuls für die Idee Menschen zusammenzubringen, die zwar unterschiedlicher vielleicht nicht sein können, jedoch eine Idee, einen Spirit, eine Vision und Leidenschaft sowie letztlich den Mut und Willen haben, diesem menschlichen Austausch auf den verschiedensten Ebenen einen Raum zu eröffnen. Mit Hilfe des Vereins wollen wir das zusammenbringen, was sich noch nicht kennt oder sich noch nicht gefunden hat. Wir wollen bunt sein und unser Leben in Jesenwang und Pfaffenhofen bereichern mit dem, was Menschen hier als Gruppe oder Individuum in die Gemeinschaft einbringen wollen.

Nachdem also die Idee geboren war, vergingen noch viele Abende der Diskussion und knapp zwei Jahre Vorbereitungszeit für die – durch die Corona Pandemie verzögerte – Vereinsgründung, die nicht das Ziel dieses Weges, sondern der Beginn einer hoffentlich sehr spannenden, langen und interessanten Reise ist.
Was es jetzt braucht, sind ideenvolle, kreative Mitglieder, die sich einbringen, Gönner und Förderer, Unterstützer, Macher und im Hintergrund Wirkende, Frauen, Männer und Kinder, Junge und Alte – es braucht Alle: eine lebendige Gemeinschaft, die Kultur, Kunst, Tradition, Brauchtum und Heimat bewahrt – aber auch jeden Tag neu schafft und damit das Leben lebenswert und sinnstiftend macht. Ein Zusammen, ein Wir und die Bereitschaft, mit Freude unseren Lebensraum mitzugestalten.

Was wir mit dem Verein erreichen wollen – aus der Sicht von Alexander Meßner:

Was wollen wir mit dem Verein erreichen? Was bedeutet Kultur? Was bedeutet Heimat? Und vor allem: Wo ist Heimat?

Heimat. Was für ein Wort. Schon sind da Bilder im Kopf. Von Orten, Landschaften, Menschen. Im Englischen bedeutet „Home“ Zuhause und Heimat zu gleich – dabei liegt zwischen beiden Begriffen doch ein feiner Unterschied.
Heimat kann vielfältig sein, zu Hause auch.
Dabei sollten wir uns alle der Frage stellen: Wo oder was ist für mich Heimat?

Wer liebt sie nicht, unsere bayerische Heimat? Das bayerische Lebensgefühl pur. Mit Goißlern, Plattlern und Böllerschützen, aber auch Theater, Kunst und Musik. Eine Gemeinschaft aus Künstlern, Kunstkennern, Kunstgenießern und Heimatmenschen mit Tradition und Brauchtum. Und genau hier sehen wir den Platz für den neu gegründeten Verein: wir wollen in allen Bereichen einen Austausch initiieren, selbst aktiv gestalten oder auch unterstützen und fördern.
Der KHV stellt eine Plattform dar, die versucht, das Gefühl für unsere Heimat sichtbar zu machen, ihr in Kunst und Kultur Ausdruck zu geben. Heimat, Kultur und Kunst sind ein fester Bestandteil unserer Lebensqualität. Die Frage nach der „Herkunft“ ist dabei nicht zwingend identisch mit der „Heimat“. Und wenn Heimat nicht nur ein Gefühl ist, sondern auch ein Ort, dann sind das für mich Jesenwang und Pfaffenhofen.
Hier sind meine Wurzeln, hier wurde der Grundstock gelegt für meine Begeisterung für die Buntheit und Vielfalt unserer gemeinsamen Welt.
Allzu gerne glauben wir, dass jeder die Dinge so sieht, wie wir selbst das tun. Doch unsere Sicht auf die Welt wird eben immer auch von unserer geistigen, kulturellen, geografischen Heimat geprägt. Wie variantenreich diese Sichtweisen sein können – auch das soll man im KHV erleben können.
In meiner Jugendzeit in München habe ich Filmvorstellungen, Diskussionsrunden, Ausstellungen, Lesungen, Konzerte und Comedy-Abende erlebt, vielfach mitgestaltet, Volkstanz erlernt und eine Jugendvolkstanzgruppe gegründet, Theater gespielt und vieles mehr. Und alle diese Erfahrungen habe ich mitgebracht, als ich wieder hierher, zurück in die Heimat meiner Eltern und Großeltern zog. Ich war zwar nie weg, kam aber dennoch wieder heim.
Heimat ist für mich auch Sprache – Heimat ist, wenn man mich bzw. sich versteht.
Das Thema ist also äußerst vielseitig: die einen verbinden damit Identität und Geborgenheit, andere Volkstümelei und Konservatismus. Wie sehr um die Bedeutung des Heimatbegriffs gekämpft wird – auch politisch – sieht man, wenn es um Grenzschutz, Globalisierung oder Migration geht.
So wollen wir nicht zuletzt mit diesem Verein auch ein Zeichen gegen die Spaltung der Gesellschaft setzen. Gegen ein Schwarz-Weiß-Denken, gegen Kategorien wie alteingesessen und zugezogen, reich und arm oder…etc. Jede und Jeder sind hier willkommen – die ersten Schritte dazu haben wir mit der Vereinsgründung unternommen. Und um dem Verein nun langfristig ein Gesicht zu geben, bedarf es Zeit. Viel Zeit. Viel Ehrenamt. Ausdauer. Viel Mut.
Wir wollen Diskussionen anregen, Perspektiven aufzeigen, aufwecken, beleben, anregen, ermutigen, unterstützen, unsere gemeinsame Heimat bewahren, gestalten und erleben.
Dabei wollen wir auf eine ausgewogene Mischung achten: aus neu und alt, aus dem Dokumentieren und Fortschreiben der Geschichte, aus dem Bewahren und Neuschaffen für ein buntes und vielfältiges Publikum jeden Alters.
Wir wollen unsere Vision auf humorvolle, aber auch kritische Art und Weise zeitgemäß angehen. Wir sind neugierig und wollen neugierig machen.

Wir möchten Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen zusammenbringen. Außerdem will der Verein der „heimischen“ Kreativ- und Kulturschaft und hiesigen Akteuren einen Ort zum Netzwerken anbieten. Eine Plattform, sich zu präsentieren und sich vorzustellen. Heimatmenschen und Heimatgeschichten, so ein Genre auf unserer Homepage. Einblicke zu gewähren auf deren Antworten auf die Frage, was für sie Heimat ist. Aber vor allem: Diskussionen anregen und die persönliche und gemeinschaftliche Auseinandersetzung mit den Themen Kultur und Heimat anstoßen.
Und zum Schluss nun die gute Nachricht: dies ist uns bereits gelungen. Das nimmt viel Druck weg. Der Verein muss sich also nicht beweisen oder Erfolge vorweisen – allein durch die Beschäftigung mit den Vereinszielen ist das Vereinsziel bereits erreicht: ein Bewusstsein zu schaffen für Kunst, Kultur, Heimatpflege, Tradition und Brauchtum in Jesenwang und Pfaffenhofen.

Wie kam es zur Vereinsgründung – aus der Sicht von Helmut Tengg-Schlemmer:

Bewegt, geprägt als stolzer Bayer, inspiriert durch unsere Brauchtümer, Überlieferungen von ganzheitlicher Tradition und Handwerkskunst, gepaart mit unserer unterschiedlichsten bayrischen Mundart, Feste zum Feiern und Rituale, das ist der seelische Zustand in dem ich mich befinde. Leben in Bayern bedarf keinem „Muss“, sondern immer nur einem „Sein“ bzw. einem „Dürfen“ – eine Gnade!

Inspiriert, seit langer Zeit, erweitert und vertieft als Waidmann. Die Jagdzunft hält, und das zu Recht, an Gebräuchen und eigener Sprache fest. Das entstandene Bewusstsein und -werden gab den Blick für Weiteres frei, denn Vieles was ist, wird (meist) als selbstverständlich betrachtet. Die Kulissen der großen Traditionen und Brauchtümer, die Vereine der bayerischen und königlichen Schützen oder die prunkvollen Trachten, die kirchlich wiederkehrenden Rituale sind jedermann geläufig und verstehen sich von selbst. Schaut man jedoch tiefer und weiter, sind die Säulen der Zunft die „kleinen“, die „unentdeckten“ und vor allem die „unberührten Menschen“ wie du und ich, deren Fähigkeiten uns erstaunen. Ob Schnitzen, Schweißen, Fräsen, Malen, Tanzen, Musizieren, egal – die Familie sowie die Kreativität jedes Einzelnen trägt seiner Tradition Rechenschaft. Ideal von Alt zu Jung, von Klein zu Groß oder von Alt zu Neu. Die Herkunft spielt kaum eine Rolle. Jesenwang und Pfaffenhofen mit seiner Geschichte bietet genau diesen Fundus an Wissen, Schätzen, Werten, Talenten sowie Überliefer-ungen. Vielleicht der richtige Ansatz, um einen Teil meinerseits beizutragen.
Anfänglich begann der Weg ohne Richtung und Anhaltspunkte. Jedoch war es mehr als nur ein Wunsch, im Kleinen etwas beitragen zu wollen und zu können. Unerklärlicherweise und unerwartet sind Begegnungen entstanden, die den zukünftigen Weg klarer und transparenter erscheinen ließen. Zum einen mit unserem Mäzen Hans Stangl, der mit seinem Ansinnen wesentlich beitrug und zuletzt auch den Kontakt zu Alexander Meßner, die Traditionen und Gemeinschaft zu fördern, hergestellt hat.
Fokussiert auf diese personellen Ressourcen entstand eine Synergie aus der Vielzahl von ähnlichen Ansätzen und gleichartigem Gedankengut, differenziert in Kultur, Kunst, Brauchtum und individueller Tradition. Nun war, von zwei unterschiedlichen Wegen und von eigenen Vorstellungen, durch diesen Gleichklang – zwar mit konträren Ansätzen und Inhalten – eine neue Herausforderung entstanden.

Die Verwirklichung der Möglichkeiten als Basis eines Vereins war schnell erlangt. Die Umsetzung war gegeben, teils widrige Umstände mit der Folge von Verzögerungen blieben nicht aus, aber es gelang…

Was wir mit dem Verein erreichen wollen – aus der Sicht von Helmut Tengg-Schlemmer:

Beschäftigt man sich mit den Worten Brauchtum, Tradition, Kultur und Kunst, so wird ein fast anarchisches Panoptikum (…unsägliches Wirrwarr) von mannigfaltiger Darstellung in unsäglichen Internetplattformen und Printmedien wiedergegeben. Überschwängliche Veranschaulichungen, zermürbende Erläuterungen, profilneurotische Selbstdarstellungen, sinnloses Ausschmücken, über-triebene Klischees und hochspielende abstrakte Kunst… – ohne jegliche Bodenhaftung – stets wiederkehrend, …liegen dem gegründeten Kultur- und Heimatverein Jesenwang-Pfaffenhofen fern. Die Schaffung und die Bildung von Möglichkeiten, als Präsentation von täglichen Traditionen und Brauchtümern, gerade im Hinblick auf Verhaltensweisen, Ideen, Kultur o. Ä. in der Geschichte, von Generation zu Generation, innerhalb einer bestimmten oder sozialen Gruppe entwickelt und dessen zukünftigen Bestand, ist das anzustrebende Ziel.
Über Kunst und Kultur zu schreiben und aufzuwärmen, ist ebenfalls ermüdend. Unseren Kultur- und Kunstschaffenden in Jesenwang und Pfaffenhofen die entsprechende Darstellung sowie Anerkennung einzuräumen und sie gegebenenfalls materiell und immateriell zu unterstützen, in welcher Art und Form, bleibt jedem offen…

Um es auf den Punkt zu bringen: Der Kultur- und Heimatverein Jesenwang-Pfaffenhofen bietet finanzielle Förderung, Sach- und Geldzuweisungen sowie Bildung in diesen Bereichen. Alle gesellschaftlichen Bereiche, ob Kultur, Kunst, Tradition, Brauchtum und Heimatpflege – diese in jeglicher Weise und Mithilfe zu unterstützen, zu fördern und bei Bedarf, dem Vereinszweck entsprechende eigenständige Veranstaltungen zu organisieren – das ist das Ziel des Vereins!
Nichts ist unmöglich, jedoch Vieles möglich!