Im Gespräch mit Corinna Winkler

Wir sprechen mit Corinna Winkler über Ihre Familie, den Beruf, Hobbies, Kunst & Kultur und ihr politisches Engagement.

Servus Corinna, du bist in Jesenwang aufgewachsen und lebst hier auch mit deinen zwei Buam, beide noch Schüler?
Richtig. Sie sind neun bzw. vierzehn Jahre alt und gehen daher beide noch zur Schule, in Jesenwang und in die Realschule in Schondorf.

Apropos Schule und speziell Studium, da warst du ja doch deutlich weiter weg, auch klimatisch.
Ja, zumindest während meines Studiums. Nach meinem Abitur habe ich von 1997 bis 2000 an der Beamtenfachhochschule in Hof mein Studium zur Diplomverwaltungswirtin absolviert und habe die Praktikumszeiten bereits im Landratsamt Fürstenfeldbruck verbracht, also vom Modell her sehr ähnlich wie die Dualen Studiengänge heute.

Erzähl doch mal etwas über Hof. Ich glaube, viele Menschen assoziieren damit hauptsächlich Attribute wie „weit weg“ und „sehr kalt“.
Genau, ging mir auch so. Von Jesenwang nach Hof sind es einfach über dreihundert Kilometer und manchmal war es tatsächlich ein bisserl kälter als hier bei uns. Also ja, weit weg und zumindest gefühlt recht kalt stimmt, greift aber natürlich viel zu kurz. „In Bayern ganz oben“ war mal ein Hofer Werbespruch. Die Hofer Filmtage sind beispielsweise sehr bekannt. Mit meiner Freundin habe ich damals gerne Nachmittage in der Hofer Innenstadt verbracht. Dort gab es viele nette, kleine Geschäfte zum Bummeln und Einkaufen. Auch den Hofer „Wärschtlamo“ darf man nicht vergessen zu erwähnen, der zum typischen Hofer Stadtbild gehört. Ich bin froh, dass ich die Stadt durch mein Studium besser kennenlernen konnte, eine schöne Zeit dort im Studentenwohnheim verbringen durfte und interessante Menschen aus ganz Bayern kennengelernt habe.

Was ist deine momentane berufliche Aufgabe im Landratsamt?
Seit kurzem bin ich wieder im Referat für Schule, Sport und Kultur und leite dort die Sachbereiche Schülerbeförderung, Erstattungsleistungen, Schulpflicht und Kultur. Eine neue Herausforderung für mich mit sehr unterschiedlichen Themen und Aufgaben, die mir aber viel Spaß macht. Im Bereich Kultur fördern wir landkreisweite kulturelle Projekte. Das Landratsamt beteiligt sich beispielsweise an der Brucker Kulturnacht, veranstaltet im dreijährigen Rhythmus die Kreiskulturtage, aber auch die Denkmalpflegezuschüsse fallen in meinen Verantwortungsbereich. Ein wichtiges Projekt im Bereich Kultur ist die Kunstausstellung des Landkreises Fürstenfeldbruck. Da der Kunstpreis letztes Jahr bereits zum 20. Mal vergeben wurde, findet dieses Jahr im Herbst eine Jubiläumsausstellung statt.

Fällt der Jexhof auch in deinen Zuständigkeitsbereich?
Ja und da haben wir wirklich etwas ganz Besonderes in unserem Landkreis. Das Bauernhofmuseum Jexhof wurde 1987 in der Trägerschaft des Landkreises Fürstenfeldbruck eröffnet. Besonders bemerkenswert ist die bestens erhaltene Innenausstattung des Wohnhauses, die einen wirklichkeitsnahen Einblick in die Lebensverhältnisse auf dem Land zu Beginn des 20. Jahrhunderts bietet. Das Bauernhofmuseum Jexhof bietet wirklich ganzjährig ein sehr breitgefächertes Angebot für Jung und Alt und immer wieder sehenswerte Sonderausstellungen. Ein ganz toller Veranstaltungs- und Begegnungsort, auf den wir wirklich stolz sein können!

Corinna, man kann dich sehr wohl als Mensch mit politischem Interesse bezeichnen. Was hat dich dahingehend geprägt oder zumindest beeinflusst, auch das jahrelange politische Engagement deines Vaters?
Durchaus, mein Vater war ja viele Jahre mit Herz und Seele Bürgermeister, Kreisrat und auch stellvertretender Landrat, das hat mich sicher geprägt – aber auch der Wunsch, mich selbst einzubringen und Dinge anzustoßen sowie aktiv mitzugestalten. Ich habe auch schon früh meinen Vater bei Veranstaltungen der Wählergruppe Einigkeit begleitet, dabei kleinere Aufgaben als Schriftführerin übernommen schon bevor der Verein gegründet wurde und so wurde bereits früh meine Begeisterung für die Gemeindepolitik geweckt. Seit der Gründung des Vereins Wählergruppe Jesenwang – Pfaffenhofen e.V. war ich dann offiziell Schriftführerin und vor Kurzem wurde ich zur 2. Vorsitzenden gewählt.

Du bist auch im Gemeinderat aktiv.
Ja. Seit 2020 bin ich Gemeinderatsmitglied. Ich bin Sportreferentin und Mitglied im Finanzausschuss und dem Abwasserzweckverband.  Ein wichtiger Antrieb für mein Engagement im Gemeinderat war und ist, dass ich dazu beitragen möchte, den Dorfcharakter in Jesenwang und Pfaffenhofen zu erhalten. Natürlich ist es wichtig, dass sich auch unsere Gemeinde weiterentwickelt und mit der Zeit geht, Arbeitsplätze entstehen, eine gute Kinderbetreuung vorhanden ist und dass wir Wohnraum, bezahlbar und auch ausgerichtet auf die Bedürfnisse von Familien, schaffen – dies jedoch bitte alles mit Maß und Ziel. Gerade für jemanden wie mich, der in Jesenwang aufgewachsen ist, dort gern lebt und jetzt selbst Kinder hat, ist eine dörfliche Atmosphäre erhaltenswert, damit die Gemeinde so lebenswert bleibt, wie sie ist! Wir haben ein so aktives und vielfältiges Vereinsleben in unseren Ortsteilen. Das finde ich wirklich super und darauf können wir stolz sein.
Als Beispiel möchte ich z.B. den Willibaldverein nennen. Es ist eine riesengroße Ehre für die Gemeinde, dass der Willibaldritt, der dieses Jahr ja schon zum 300. Mal stattfindet, in das bundesweite Verzeichnis als immaterielles Kulturerbe aufgenommen wurde. So eine Tradition über Jahrhunderte aufrechtzuerhalten ist eine Besonderheit.
Außerdem freut es mich ganz besonders, dass ich Sportreferentin bin. Auch im Sportbereich wird, wie in allen örtlichen Vereinen, eine hervorragende ehrenamtliche Arbeit geleistet. Ich war dem TSV Jesenwang, der ja den größten Part des sportlichen Vereinslebens darstellt, immer schon sehr verbunden; habe schon als Kind dort geturnt und mich später auch einige Jahre in der Vorstandschaft engagiert. Jetzt gibt es mit dem KHV einen weiteren Verein in unserm Ort – das ist natürlich schön zu sehen.

Ich muss dich das jetzt fragen, wir gendern zwar nicht, wollen aber natürlich schon auch a bisserl „woke“ sein. Wie ist die Stellung der Frau im Öffentlichen Dienst, hat sich da viel getan in letzter Zeit?
Definitiv, bei uns bräuchten wir langsam eine Männerquote. ; ) Gerade im Öffentlichen Dienst sind viele Frauen beschäftigt. Als arbeitende Mutter, die Arbeitspausen durch Elternzeit in Anspruch nimmt, ist es natürlich immer schwierig, in einem bestimmten Bereich zu bleiben und dort voranzukommen. Ich bin aber schon zufrieden, so wie es ist. Im Öffentlichen Dienst gibt es viele Teilzeitmodelle, die es ermöglichen, Beruf und Familie gut zu vereinbaren. Zudem hat sich in den letzten zwei Jahren auch nochmal viel in Sachen Homeoffice getan. Wichtig für mich persönlich ist dabei natürlich immer auch noch, auf ein familiäres Netzwerk zurückgreifen zu können, wenn es um die Kinderbetreuung geht. Ohne die Unterstützung meiner Familie wäre es für mich sehr viel schwieriger oder vielleicht auch nicht möglich, alles so zu schaffen – Familie, Beruf und die Gemeindepolitik.
Die Betreuungsangebote im Kindergarten, der Kinderkrippe und in der Mittagsbetreuung sind zwar in den letzten Jahren immer weiter ausgebaut worden, reichen leider aber für viele Familien oft trotzdem nicht aus, um Familie und Beruf wirklich optimal unter einen Hut zu bringen.
Meine Kinder sind ja schon etwas größer und Dank meiner Eltern – wir wohnen ja sozusagen in einem Mehrgenerationenhaus, bin ich nicht mehr auf das Betreuungsangebot angewiesen. Meinen Eltern bin ich schon sehr dankbar für ihre Unterstützung im Alltag. Ich glaube aber schon, dass das auch eine win-win- Situation ist. Natürlich hilft es mir sehr, aber parallel dazu ist es schön für meine Eltern, ihre Enkel aufwachsen zu sehen, und für die Kinder ist es auch eine absolute Bereicherung, Zeit mit Oma und Opa verbringen zu dürfen.

Was machst du gern in deiner Freizeit? Das Thema Reisen hast du bereits angesprochen.
Reisen tu ich für mein Leben gern, egal ob Strand, Meer, Berge oder Städte. In den letzten zwei Jahren war Reisen leider oft nicht – oder zumindest für mich nicht – entspannt möglich. Als Nächstes stehen erstmal Hamburg und die Nordsee an. Darauf freue ich mich schon sehr. Die Kinder und ich sind auch wahnsinnig gern auf Mallorca und leider haftet der Insel, völlig zu Unrecht und bedingt halt durch den Ballermann, ein ganz anderes Image an, als sie es eigentlich verdient hätte. Allein die Hauptstadt, Palma, ein Traum, ganz besonders architektonisch. Auch eine Fahrt in die Inselmitte ist ein Erlebnis, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Aber auch hier haben wir es schön. Mit meinen Kindern bin ich immer mal an den umliegenden Seen, egal ob im Sommer zum Baden oder auch nur für einen Spaziergang und ein Eis. Wir sind auch gerne hier in Jesenwang und Umgebung zu Fuß oder mit dem Radl unterwegs. Im Sommer darf da natürlich ein Biergartenbesuch mit Familie und Freunden nicht fehlen.
Und auch die Nähe zu München finde ich gut. Ich fahre gerne mal in die Stadt und genieße das Flair, die Geschäfte und Cafés dort.

Du hast früher auch Theater gespielt, richtig?
Ja, ich habe lange Zeit und sehr gern gespielt, abwechselnd beim KVSV und beim MGV. Zum letzten Mal stand ich beim Starkbiertheater in Pfaffenhofen auf der Bühne. Das ist jetzt aber schon circa zehn Jahre her. Ist halt auch ein sehr zeitaufwendiges Hobby. Theater in Jesenwang hat ja eine sehr lange Tradition und es ist eine Bereicherung für den Ort, dass das mit so viel Ehrgeiz und Elan betrieben wird. Inzwischen freue ich mich, wenn ich ganz entspannt als Zuschauerin dabei sein kann. Gut entspannen kann ich auch beim Lesen und in der Walkingrunde mit meinen Mädels.

Was ist dein Lieblingsessen?
Ich esse grundsätzlich gern, am liebsten bayerisch oder italienisch.

Welche Musik hörst du am liebsten?
Querbeet und immer passend zum Anlass und der Situation. Je nach Tagesform und Laune darfs mal lauter und mal leiser sein, mal modern und mal klassisch oder bayerisch.

Richtig stolz bist du auf?
Zuallererst natürlich auf meine Familie – auf meine zwei Buben, die wirklich super sind und mir sehr viel Freude bereiten.
Auch die Tatsache aber, dass es mir bis jetzt, so glaube ich zumindest, ganz gut gelingt, Familie, Beruf und mein politisches Engagement ganz gut unter einen Hut zu bringen, erfüllt mich schon etwas mit Stolz. Das ist schon oft eine Herausforderung und definitiv nicht immer einfach.

Du bist auch Gründungsmitglied beim KHV.
Ja, natürlich. Für mich war es eine Selbstverständlichkeit, eine Initiative zu unterstützen, die sich mit ihren Mitgliedern und Vorständen, alle im Ehrenamt, also in ihrer Freizeit tätig, einsetzt, um der Allgemeinheit zu dienen, um das Jesenwanger Kulturangebot weiter auszubauen. Find ich super und unbedingt unterstützenswert!

Wie bewertest du die bisherigen Aktivitäten beim KHV?
Sehr positiv. Das alles ging ja erst im Herbst richtig los und bis jetzt wurden schon 3 Bereiche, Kindertheater, Böllerschützen und Goaßler auf den Weg gebracht. Besonders das Kindertheater finde ich klasse und hoffe, dass es bald nachgeholt werden kann, da es ja leider im Winter coronabedingt ausfallen musste. Beim letzten Kindertheater, der Grundschule Jesenwang und der Hans Stangl-Stiftung, noch vor der Gründung des KHV, zum Thema Bienensterben, hat mein Sohn mitgespielt und das war ein rundum tolles Ergebnis für Kinder, Eltern, Verwandte und alle Beteiligten. Sehr schön, dass das Kindertheater nun fortgeführt wird. Zudem finde ich, ist das bereits eine Talentförderung für den Nachwuchs und somit mit Sicherheit etwas, was auch der „Theaterhochburg“ Jesenwang langfristig zugutekommen wird.

Was würdest du noch gern an Aktivitäten sehen beim KHV?
Freuen würde ich mich, wenn gezielt Initiativen angestoßen werden, die unseren Nachwuchs in Themen wie Brauchtum und Tradition einbinden, also beispielsweise Schuahplattln, Goaßln oder bayrische Tänze – speziell für Kinder. Auch gemeinsame Ausflüge oder Kulturfahrten, gern auch mal in die Oper oder ein Theater, würde ich gut finden und wäre natürlich dabei. Grundsätzlich aber freu ich mich auf Alles, was noch kommt vom KHV zu den Themen Kultur, Tradition und Brauchtum in Jesenwang!
Gerade nach der langen Coronazeit ist es schön, wenn es wieder viele Gelegenheiten gibt, bei denen die Leute zusammenkommen können. Zusammen ratschen, lachen, tanzen, einfach ein paar gesellige Stunden zusammen verbringen, das ist hoffentlich diesen Sommer wieder möglich.

Liebe Corinna, danke! Schön, dass du dir für uns Zeit genommen hast. Ich wünsche dir alles Gute, viel politisches Geschick und tolle Urlaube! (Bernd Schlemmer für den KHV)