Im Gespräch mit Christian Korb & Josef Seirer

Wir sprechen mit Christian Korb und Josef Seirer, den jüngsten Mitgliedern der Sparte Böllerschützen, über Familie, Beruf, Heimat und wie sie zu den Böllerschützen gekommen sind. Wir beginnen mit Josef.

Christian Korb und Josef Seirer

Servus, Josef, du lebst in Pfaffenhofen und führst dort auch eure Familientradition, die Landwirtschaft, fort.
Richtig, ich bin wie schon meine Großeltern und Eltern in Pfaffenhofen aufgewachsen und auch lokal sehr verwurzelt. Mein Haus befindet sich auf unserem Familiengrundstück, wo auch meine Oma und Eltern leben. Ich bin hier mit meinen vier Schwestern aufgewachsen und schon als kleiner Junge hat mich das Thema Landwirtschaft fasziniert. Mein Vater war früher hauptberuflich Landwirt, er hat unseren Hof damals von seinen Eltern übernommen und ich war da natürlich immer überall mit dabei. Mit dem Papa auf dem Bulldog fahren, sich um Tiere zu kümmern, sie aufwachsen zu sehen und den ganzen Tag auf den Feldern oder im Wald, was gibt es Schöneres für einen kleinen Jungen? So wurde mir das praktisch schon in die Wiege gelegt und begleitet mich seither auch mein Leben lang. Jetzt betreiben mein Vater und ich unseren Hof gemeinsam im Nebenerwerb.

Mittlerweile setzen wir beide die Landwirtschafts-Tradition unserer Familie fort, was mir wichtig ist und mich auch mit etwas Stolz erfüllt. Ich kann somit dazu beitragen, den Familienbetrieb weiterzuführen.

Wie muss man sich das vorstellen: Nebenerwerbslandwirt, was macht ihr da genau und wie groß ist der Zeitaufwand?
So zwei bis drei Stunden täglich unter der Woche und Samstag auch mehr, denn da gehe ich auch mal gerne in den Wald und mache Brennholz. Der Aufwand in der Landwirtschaft ist natürlich immer auch abhängig vom Wetter und der Jahreszeit. Wir haben ja die Tierhaltung aufgegeben und komplett auf Ackerbau umgestellt. So bewirtschaften wir hauptsächlich unsere eigenen Flächen, haben aber auch noch Grund dazu gepachtet. Wir bauen Mais und Getreide an und vermarkten auch Heu und Stroh.

Was machst du hauptberuflich?
Ich bin Maschinenbautechniker und arbeite als Konstrukteur in einer Firma, die Lösungen im Bereich Hydraulik, Systemtechnik und Fluid Engineering anbietet. Dazu gehören u.a. Werkzeuge, Dreh- und Frästechnik, Bau- und Landmaschinen oder Hydraulikaggregate. Wir bieten da die komplette Bandbreite an, von der Idee über die erste Zeichnung und Prototypen-Herstellung bis hin zur Serienproduktion.

Respekt, Respekt und das alles noch nebenbei zur Landwirtschaft! Da wird es dir mit Sicherheit nicht langweilig. Wenn du aber dann doch mal Freizeit hast, was machst du da gern?
Ja, sehr viel Zeit bleibt nicht und die verbringe ich natürlich gerne mit meiner Freundin. Zudem bin ich bei der Feuerwehr in Pfaffenhofen, im Burschenverein Jesenwang und auch im Veteranenverein. Die Burschen pflegen ja auch das Brauchtum, wie zum Beispiel das Osterfeuer und bei uns stellt die Feuerwehr den Maibaum auf. Das sind alles Dinge, welche mir viel Freude bereiten und die auch erhalten werden sollten. Eine schöne Feier im Ort, alle Menschen in Tracht, die Pflege von Tradition und Brauchtum, das alles deckt sich schon sehr mit meiner Lebensphilosophie. Grundsätzlich bin ich also schon recht heimatverbunden und lebe gern hier in Pfaffenhofen, im Kreis meiner Familie und Freunde.

Dann bist du beim KHV genau richtig, denn dies deckt sich ja alles sehr gut auch mit deren Aktivitäten und Zielen! Wie kam eigentlich der Kontakt zur Böllerschützensparte zu Stande?
Das hat sich mehr oder weniger zufällig so ergeben – allerdings zeitlich fast schon wie genau so geplant, vielleicht Vorsehung;-).
Ich bin gemeinsam mit Peter Hillebrand Kanonier beim Krieger- und Veteranenverein. Die Ausbildung dazu aber habe ich erst letzten Dezember gemacht. Zu dem Zeitpunkt wurde auch gerade die Sparte Böllerschützen gegründet und deren Prüfungen waren zur gleichen Zeit. Die Ausbildungen sind fast identisch, ich musste für den Kanonier nur noch eine Zusatzprüfung ablegen. Helmut Tengg-Schlemmer hat mich dann angesprochen, ob ich bei ihnen mitmachen möchte und da mich das Thema ja grundsätzlich interessiert, habe ich auch sofort zugesagt. So wurde ich also simultan Kanonier und Böllerschütze und kann es jetzt kaum mehr erwarten, bis es endlich losgeht!

Noch ein Wort zum KHV, wie bewertest du die ersten Monate.
Absolut positiv, darum bin ich ja auch Mitglied. Goaßler, die Böllerschützen, das Sommerfest, Böllerweihe, Kindertheater und Waldweihnacht, echt klasse, was heuer schon alles geboten wird und in nur so kurzer Zeit auf die Beine gestellt wurde. Ich freue mich schon sehr auf die Veranstaltungen und hoffe, dass viele Menschen daran teilnehmen und sich über die Zeit auch selbst beim KHV einbringen.

Servus, Christian, du bist ein alteingesessener Jesenwanger?
Richtig, hier aufgewachsen und glücklich. Ich schätze die Vorteile und Annehmlichkeiten, welche Jesenwang mit sich bringt, ganz besonders seitdem wir Kinder haben. Unsere Kinder können hier einfach wohlbehütet aufwachsen. Unser Sohn Jonas fährt schon selbst mit seinem Laufrad, natürlich noch mit elterlicher Begleitung, zur Krippe. Familien können die zahlreichen Spielplätze, Spaziermöglichkeiten oder auch Freizeitangebote nutzen. Auch ein Besuch am örtlichen Flugplatz sorgt immer wieder für Begeisterung bei unseren Kindern.

Was genau machst du und wo, wie ist dein beruflicher Werdegang?
Ich habe BWL studiert und bin bei RUAG Aerostructures beschäftigt. Die RUAG ist ein weltweit agierender, Schweizer Technologiekonzern und hauptsächlich in den Märkten Luft- und Raumfahrt, Verteidigung und Sicherheit tätig. Ich bin am Standort Gilching, dort sind wir rund 770 Mitarbeiter und meine Aufgabe ist es, als HR (Human Resources, also Personalabteilung) Business Partner Führungskräfte und Mitarbeiter zu beraten. Das beginnt bei Vorstellungsgesprächen und geht über die Beratung bei Organisationsänderungen bis hin zu Gehaltsentwicklungen oder flexiblen Vergütungsmodellen.

Wie kam dein Kontakt zum KHV zu Stande?
Einer der Vorstände, Helmut Tengg-Schlemmer, hat mich angesprochen und gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, bei der Sparte Böllerschützen mitzuwirken. Das Thema hat mich sofort begeistert, handelt es sich dabei doch um einen uralten bayrischen Brauch für spezielle Anlässe, der eine Bereicherung für jede Festivität darstellt. Mich hat das sofort fasziniert und ich freue mich sehr, dazu beitragen zu können, dass so ein spezielles Brauchtum zukünftig auch in Jesenwang beheimatet ist. Ich bin mir sicher, dass Auftritte unserer Schützen großen Feierlichkeiten einen ganz besonderen Charme verleihen werden.

Wie muss man sich das jetzt genau vorstellen, du kannst ja nicht einfach einen Böller kaufen und „losschießen“
Ja und nein. Einen Böller kann schon jeder erwerben, jedoch nicht das Pulver! Zu dem gibt es einige Voraussetzungen, welche erfüllt sein müssen, um einen Böller halten und bedienen zu dürfen und das ist auch gut so! Bevor man also auch nur in die Nähe eines geladenen Böllergeräts kommt, muss man erst eine Ärztliche Unbedenklichkeitsbescheinigung vorweisen.

In diesem Attest bescheinigt der Arzt, dass der Antragssteller keine Erkrankungen hat, die ihn bei der Bedienung des Böllers behindern könnten, beispielsweise Allergien oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen und zudem, dass die Person auch psychisch vollkommen gesund und unauffällig ist. Nach dieser Bescheinigung kann man dann den Lehrgang absolvieren. Dabei handelt es sich um ein sehr intensives, zweitägiges Schulungsprogramm mit abschließender Prüfung über den Erwerb, Transport, Lagerung sowie sachgemäßem Umgang, also Laden, Schießen und Pflege, mit dem Böllergerät und Böllerpulver. Wichtig auch zu wissen, Böllerpulver ist kein Schwarzpulver! Auch das Thema Sicherheit und Emissionsschutz wird in dem Lehrgang ausführlich behandelt, wir wollen ja niemanden bei unseren Übungen und Auftritten stören oder belästigen. Unsere Ausbildung war für Hand- und Schaftböller, welche größtenteils beim KHV im Einsatz sein werden. Nach bestandener Prüfung werden die Unterlagen dann an das Landratsamt geschickt, welches dann nach Prüfung der Dokumente die offizielle amtliche Erlaubnis zum Besitz, Lagerung, Transport und Nutzung eines Böllergerätes erstellt.

Wie werdet ihr dann auftreten, in derselben Tracht, mit dem typischen Gebirgsschützenhut?
Ja und Nein. Den Gebirgsschützenhut tragen wir nicht, wir sind ja keine. Wir werden jedoch schon einheitlich in Tracht auftreten. Wir wurden alle bereits vermessen, Hut und Janker sind bestellt. Dazu trägt dann jeder seine private Lederhose, Schuhe und Strümpfe. So ist ein einheitliches Erscheinungsbild garantiert und das ist uns auch sehr wichtig, da wir ja hier bei zukünftigen Veranstaltungen nicht nur den KHV, sondern auch ein Stück weit die Gemeinden Pfaffenhofen und Jesenwang repräsentieren. Deshalb muss dann natürlich alles gut aussehen und seine Ordnung haben und ich bin mir sicher, dass wir auch optisch einen guten Eindruck hinterlassen werden!

Du hast es ja eingangs schon erwähnt, du bist auch Gründungsmitglied beim KHV. Was hat dich, unabhängig von deinem Engagement bei den Böllern, zu deinem Beitritt bewegt und welche Erwartungshaltung hast du an den KHV?
Ja, ich fand die Initiative von Beginn an gut und unterstützenswert. Ich bin der Meinung, genau sowas ging in Jesenwang noch ab und wird eine tolle Ergänzung unseres jetzt schon vielfältigen Gemeindelebens sein. An den Böllerschützen freut mich zusätzlich zu dem Brauchtumsaspekt sehr, dass dies auch eine gemeinsame Initiative aus Pfaffenhofenern und Jesenwangern darstellt, mit Pfaffenhofen als unseren Schützentreffpunkt. Was meine Erwartungshaltung betrifft, es wäre schön, wenn der KHV aktiv und gezielt dazu beiträgt, dass Kultur, Tradition und Brauchtum in unseren Gemeinden nicht nur gelebt und somit erhalten bleiben, sondern auch gezielt an nächste Generationen weitergegeben werden. Ich sehe das jetzt auch unter ganz anderen Gesichtspunkten, seitdem wir selber Kinder haben. Die Initiative mit dem Kindertheater war sehr gut und ich würde mich freuen, wenn bald noch mehr Angebote für unsere Kinder folgen. Ein Ziel im KHV – und da können wir alle aktiv werden, nicht nur die Vorstände, sollte es sein, auch Kindern und Jugendlichen frühzeitig unsere Traditionen und Brauchtümer näherzubringen, um sie so für die Bayrische Lebensart zu begeistern und zu motivieren, sich auch selbst einzubringen.

Christian und Josef, mit „Pulverdampf und Donnerknall“ dank ich euch recht sakrisch für eure Zeit, wie die interessanten Ein- und Ausblicke. Ich freu mich schon auf eure Auftritte, lasst’s as gscheit kracha! (Bernd Schlemmer für den KHV)