Im Gespräch mit Alfons Schlecht

Zweiter Bürgermeister von Jesenwang / Pfaffenhofen und in diversen Ehrenämter tätig.

Servus, Alfons, dein Dialekt ist doch etwas anders als unserer ;-)! Liege ich richtig, wenn ich jetzt mal behaupte, dass du nicht hier in unserer Ecke geboren und aufgewachsen bist?
Absolut, ich bin gebürtiger Oberpfälzer und verbrachte meine Jugend in Maiering, im schönen Landkreis Cham.

Was hat dich dann zu uns verschlagen?
Der Beruf und die Liebe! Im Alter von 23 Jahren, nachdem ich zwei Jahre bei der Bundeswehr diente, bin ich 1981 nach Gilching gezogen. Ich wollte weg, einfach mal was anderes sehen, erleben und kennenlernen und meine Zeit bei der Bundeswehr hat das Gefühl noch verstärkt. Die Entscheidung damals hieß München oder Nürnberg, beides hat mich gleichermaßen gereizt. Den Ausschlag gab dann die Tatsache, dass ein Onkel von mir in München lebte. So hatte ich in Gilching dann zumindest eine Anlaufstelle und Person in der Nähe, die ich kannte. Ich arbeitete nach meinem Umzug noch als Metzger, wollte jedoch schnellst möglichst zur Deutschen Bahn wechseln, um dort Lokführer zu werden. Nach nicht allzu langer Zeit konnte ich meinen Wunsch schon mal teilweise verwirklichen und startete bei der Bahn im Rangierbetrieb. In den nächsten Jahren habe ich dann über interne Schulungen und Weitertbildungen meine Ausbildung zum Lokführer absolviert. Anfangs bin ich Reise- und Güterverkehr gefahren, danach habe ich mich rein für den Güterverkehr entschieden. Seitdem ist mein Dienstort in München-Allach. Die Stecken, die ich hauptsächlich befahre, sind zum Brenner, nach Regensburg, Würzburg, Passau und natürlich alle Bahnhöfe dazwischen. Ich wollte nie Fahrten über größere Entfernungen mit Übernachtungen übernehmen, da es mir immer wichtig war, bei meiner Familie zu sein.

Seit wann wohnst du dann fest in Pfaffenhofen?
1986 haben wir geheiratet und da bin ich dann auch nach Pfaffenhofen gezogen, nachdem wir unser Haus gebaut hatten. Ich habe mich hier sofort heimisch und willkommen gefühlt. Alle haben mich sehr freundlich aufgenommen und es war für mich auch keinerlei Umstellung, was die Art oder Mentalität der Menschen anbetrifft. In Pfaffenhofen ist, wahrscheinlich auch bedingt durch die Größe, ein ganz besonderer Zusammenhalt zu spüren, und wir genießen alle sehr unsere intakte Dorfgemeinschaft.

Was ist jetzt deine Heimat: Pfaffenhofen, dein Geburtsort oder doch beides?
Pfaffenhofen. Meine ganze Familie lebt hier. Meine Tochter und mein Sohn mit Familien und unsere vier Enkelkinder wohnen keinen Steinwurf entfernt und hier bin ich daheim. Die Kontakte zu den Menschen in meinem Geburtsort haben sich leider über die Jahre hinweg immer weiter reduziert. Viele der einstigen Freunde sind auch weggezogen und wirklich regelmäßigen Kontakt habe ich nur noch zu meiner Mutter und meinem Bruder mit Familie, die noch im Elternhaus leben. Heimat ist ja der Ort, an dem man lebt, sich „zu Hause“, willkommen und geborgen fühlt: Für mich also ganz klar Pfaffenhofen.

Alfons, du bist ja nicht nur bekannt als Familienmensch, sondern auch als jemand, der sich stark im Ehrenamt, man muss eigentlich sagen in Ehrenämtern, involviert. Wo überall engagierst du dich?
Ich bin seit 1988 Kirchenverwaltungsmitglied und seit 1994 Kirchenpfleger in Pfaffenhofen. Bin bei der Feuerwehr Pfaffenhofen und war dort auch 1. Vorstand und 1. Kommandant. Von 1996 bis 2006 habe ich beim Krieger -, Veteranen – und Soldatenverein Jesenwang-Pfaffenhofen Theater gespielt. Seit 1997 bin ich dort auch 1. Vorstand. Zudem war ich in diversen Ämtern im Kreisfeuerwehrverband Fürstenfeldbruck involviert. Ich bin seit 2002 Gemeinderatsmitglied in der Gemeinde Jesenwang-Pfaffenhofen und auch in mehreren Ausschüssen tätig. Seit 2013 leite ich als 1. Vorstand die Wählergruppe Einigkeit und bin seit 2014 auch 2. Bürgermeister. Von 2001 – 2005 war ich Jugend-Hilfsschöffe am Amtsgericht Fürstenfeldbruck und bin seit 2021 Schöffe am Landgericht München 2.

Respekt, Alfons, für dein Engagement! Wie kommt man zu so vielen Ämtern?
Ich mache mich ehrlich nicht auf die Suche nach Ämtern, sie finden mich. Für alle Ämter wurde ich vorgeschlagen und anschließend gewählt, ich bringe mich einfach gern mit ein und helfe, wenn ich kann.

Gibt es Bereiche, die dir besonders viel bedeuten?
Ja. Ich bin zwar überall mit vollem Einsatz und Engagement dabei, ganz besonders am Herzen aber liegen mir die Kirchenpflege und die Tätigkeit als Schöffe. In der Kirchenpflege arbeitet man sehr eng mit dem Denkmalamt zusammen. Man lernt viel, sowohl über Kultur als auch Geschichte und kann wirklich etwas bewegen. In den letzten zehn Jahren konnte ich für die Instandhaltung und Renovierung unserer Kirche über 800.000 Euro an Zuschüssen generieren. Das freut mich wirklich sehr und erfüllt mich auch etwas mit Stolz! Viel bedeutet mir auch meine Aufgabe als Schöffe, weil ich da wirklich viel Einfluss nehmen kann.

Entschuldige bitte meine Unwissenheit, aber was genau ist denn eigentlich die Aufgabe eines Schöffen?
Die Rechtsprechung. In meiner jetzigen Tätigkeit als Schöffe am Landgericht München fällen zwei Schöffen und ein Richter gleichberechtigt das Urteil. Es kommt dann auch teilweise zu kontroversen Diskussionen, denn die Richter und wir Schöffen sind natürlich nicht immer einer Meinung. Hinzu kommt auch, dass die Richter mit dem jeweiligen Fall und allen Fakten wie Details bereits bestens vertraut sind und sich so natürlich oft schon vor der Verhandlung eine gewisse Meinung zu den Tatverdächtigen und Fällen bilden. Wir Schöffen hingegen müssen vollkommen unvorbereitet und neutral in die Verhandlung gehen. Wir dürfen uns vor dem
Gerichtstermin mit dem Fall nicht befassen und auch während der Verhandlung ist es uns nicht gestattet, uns über externe Quellen zu informieren. Wir ziehen unser Wissen über den Fall und für das Urteil rein aus der Verhandlung. Der Urteilsspruch fällt dann über einen Mehrheitsbeschluss. Das heißt, wenn die beiden Schöffen der gleichen, jedoch einer anderen Meinung sind als der Richter dies ist, überstimmen sie diesen, was auch immer wieder mal vorkommt. So eine Verhandlung ist, abhängig von der Schwere der Tat, durchaus auch eine psychische Belastung. Man muss bei der Urteilsfindung immer sehr sorgfältig zwischen zwei Bereichen abwägen: Einmal gilt es sehr genau zu bewerten, welche Konsequenzen eine etwaige Verurteilung für die Zukunft der Angeklagten haben könnten. Zum anderen stehen wir aber auch der Gesellschaft gegenüber in der Verantwortung und müssen sehr wohl überlegen, ob ein Freispruch oder eine eher milde Strafe nicht zu einer Gefährdung der Öffentlichkeit führen kann.

Da bist du ja ganz schön beschäftigt. Was machst du, um zu entspannen, was sind deine Hobbys?
Ich entspanne beim Heimwerken und bei der Gartenarbeit. Ich habe auch den Hausbau unserer Kinder tatkräftig unterstützt und mache viel selber, egal ob Holzarbeiten oder das Mauern. Mir macht das wirklich viel Spaß. Jedoch lasse ich mich dabei nicht unter Zeitdruck setzen. Termine und Zeitvorgaben habe ich reichlich in meinem Beruf als Lokführer wie auch bei einigen Ehrenämtern.

Wie stehst du zum Kultur- und Heimatverein?
Absolut positiv, finde ich super! Ich war ja auch bei der Gründungsversammlung und bin sofort Mitglied geworden. Die erste Aktion, das Kindertheater, ist eine tolle Sache und wird sehr gut in der Gemeinde angenommen. Ich bekomme selbst auch viel positives Feedback zum KHV, speziell zu dem Theater. Ich war auch schon in regem Kontakt mit einem der Vorstände, Helmut Tengg-Schlemmer, der ja den Bereich Böllerschützen leiten wird. Es sind auch vier Schützen aus Pfaffenhofen dabei, was mich sehr freut. Auch ihre Gründungsveranstaltung war in Pfaffenhofen. Ich habe natürlich sofort unser Bürgerhaus für das Gründungstreffen der Böllerschützen zur Verfügung gestellt. Auch die Gemeinde Jesenwang profitiert schon unmittelbar vom KHV. Wir suchen schon länger einen Kanonier für feierliche Anlässe und ihn haben wir jetzt bei den Böllerschützen gefunden. So unterstützt der KVH den Gemeinderat und umgekehrt. Zusammen können wir viel erreichen und genau so soll es sein. Als Privatperson wie auch als 2. Bürgermeister werde ich den KHV und seine Zusammenarbeit mit den Bürgerinnen und Bürgern in Jesenwang und
Pfaffenhofen gerne begleiten und fördern. Ich freue mich auf neue Initiativen, wie auch die Unterstützung bestehender Aktivitäten und bin schon sehr gespannt, was nach dem Kindertheater und Böllerschützen als Nächstes kommt!

(Bernd Schlemmer für den KHV)