Servus, Robert Bals
Wir sprechen mit Robert Bals, Bürgermeister von Adelshofen, Unternehmer, Visionär und Heimatmensch. In Teil eins unseres Gesprächs geht es um sein Leben in „Alzhof“ und sein Wirken als Bürgermeister; in Teil zwei um Robert Bals als Unternehmer und Visionär.
Servus Robert! Du bist zwar erst 31, blickst aber trotzdem schon auf ein recht bewegtes Leben zurück. Wie begann dein Einstieg in das Berufsleben, was ist deine Ausbildung?
Nach Dualem Studium, sprich Ausbildung zum Mechatroniker und dem Studium Mechatronik-Feinwerktechnik bei der Firma Schleifring in Fürstenfeldbruck, war ich dort auch als Entwicklungsingenieur tätig.
Du bist ja „Alzhofer“ mit Leib und Seele und schon immer im Ort verwurzelt und aktiv.
Richtig, ich hatte auch schon seit jeher eine starke Verbindung zum Ort, zu den Menschen, den lokalen Vereinen sowie auch unseren Brauchtümern. Ich bin Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr, spiele Fußball beim SVAN, war Vorstand beim Burschenverein und habe mich immer schon gern im Ort engagiert.
Wie begann dein Einstieg in die Politik?
Ich war bereits früh kommunalpolitisch interessiert und bin dann als parteiloses Mitglied der Wählergemeinschaft (WG) Adelshofen/Nassenhausen/Luttenwang beigetreten. 2019 wurde ich gefragt, ob ich für den Gemeinderat kandidieren würde. Als dann der damalige Bürgermeister Michael Raith aus Altersgründen nicht mehr zur Wahl antrat, wurde ich 2020 Bürgermeister-Kandidat für die WG mit gerade mal siebenundzwanzig Jahren. Manchmal wird man von Entwicklungen überrascht und muss dann schnell entscheiden und Möglichkeiten beim Schopf packen.
Die Wahl verlief recht erfolgreich für dich. Du wurdest jüngster Bürgermeister im Landkreis und auch einer der jüngsten in Bayern generell.
Ja, ich erhielt 87 Prozent (796 Stimmen). Das ist ein sehr gutes Ergebnis. Was mich ebenso freut, war die hohe Wahlbeteiligung von 70 Prozent. Es war mir wichtig, die Wähler zu mobilisieren, speziell auch die junge Generation und Politik zum „Anfassen“ zu machen. Ich sehe mich als ersten Dienstleister für die Menschen in unserer Gemeinde und bin gerne in engem Kontakt und Austausch mit unseren Bürgern.
Was waren bisher deine wichtigsten Projekte?
Das Größte war mit Sicherheit unser Kinderhaus. Hier sind jetzt alle Kinder unter einem Dach: drei Kindergarten- und zwei Krippengruppen. So sind wir jetzt auch für die Zukunft gut aufgestellt. In der Geschichte der Kinderbetreuung in Adelshofen wurde mit dem Neubau ein weiteres Kapitel einer umfangreichen Historie geschrieben. Bereits 1845 bezogen die Armen Schulschwestern das Kloster und unterrichteten dort Kinder. Mit dem Schulneubau in Jesenwang, fast ein Jahrhundert später, wurde das Haus für einen Kindergarten frei. Im September 1988 kehrten die bis dahin in einem Provisorium am Jesenwanger Flugplatz betreuten Kinder schließlich in den Kindergarten St. Michael zurück.
Sowas ist doch mit Sicherheit eine riesige Investition, wurdet ihr da auch bezuschusst?
Ja, sonst könnte man das als Gemeinde unserer Größe kaum stemmen. Das ganze Projekt inklusive der Sanierung des Außenbereichs belief sich auf rund sechs Millionen Euro, zweieinhalb Millionen davon wurden durch Förderungen des Freistaats Bayern abgedeckt.
Was stand und steht sonst noch Größeres an?
Straßensanierungen und der Brückenbau in Luttenwang, das Feuerwehrhaus in Nassenhausen und ein neues Feuerwehrauto in Adelshofen sowie die vereinfachte Dorferneuerung in Adelshofen. Es freut mich sehr, dass wir hier auch ganz im Sinne unserer politischen Vorgänger weitermachen und alles daransetzen, dass unsere Gemeinde lebenswert und attraktiv bleibt. Adelshofen wurde bereits 2019 von Heimatminister Albert Füracker mit dem „Gütesiegel Heimatdorf“ ausgezeichnet und erhielt ein Preisgeld von 50.000 Euro, das die Gemeinde für die Umgestaltung des ehemaligen Klostergartens zu einem zentralen familienfreundlichen Dorfplatz investierte. Mit dieser Anerkennung wurde nicht nur das besondere Engagement der Bevölkerung gewürdigt, sondern auch das der Kommunalpolitik. Das Siegel soll Dörfer mit hoher Lebensqualität honorieren und fördern.
Jetzt zum Abschluss der Bereichs Politik noch eine Frage zu deinen politischen Ambitionen. Mit 27 schon Bürgermeister – wo möchtest du mit 47 sein, mindestens im Landtag oder schon weiter?
Nein, das ist nicht mein Plan. Ich werde jedoch wieder für den Kreistag kandidieren. Jeder, der den westlichen Landkreis dort repräsentiert und unterstützt, kann wichtige Projekte für die Menschen im Westen von FFB anstoßen und umsetzen.
Nun folgt Teil zwei unseres Gespräches mit Robert Bals, dem Unternehmer und Visionär!
Ich betone das bewusst, denn Unternehmer gibt es ja viele. Das aber, was du hier auf die Beine gestellt hast, kann man durchaus als visionär bezeichnen, gepaart mit viel Mut zum Risiko und Unternehmergeist! Wie entsteht so ein Gedanke und wie reift er dann zu einer umsetzbaren Geschäftsstrategie?
Wir haben ja in der Gemeinde in Luttenwang bereits zwei lokale Energieversorger, etwa einhundert Haushalte werden durch eine Biogasanlage bzw. eine Hackschnitzel-Heizung versorgt. Mir gefiel die Idee einer autarken, von politischen Unruhen unabhängigen Versorgung schon immer gut, besonders, wenn man damit auch noch die heimische Wirtschaft stärkt wie etwa durch zusätzliche Arbeitsplätze vor Ort und gesteigerte Kaufkraft. Ursprünglich war es meine Idee, über den ehemaligen Hof meiner Großeltern ca. vierzig Häuser im Bereich einer sanierungsbedürftigen Straße an ein Nahheizkraftwerk anzuschließen.
Das Konzept stieß von Beginn an auf sehr große Resonanz und so habe ich 2019 bereits intensiv mit der Planung begonnen. Im selben Jahr fand dann auch schon die erste Infoveranstaltung für die Bürger in der Gemeinde statt und auch hier war sofort riesiges Interesse vorhanden. Die Gemeinde ist ja nicht ans Gasnetz angeschlossen und so ist das Thema Energieversorgung seit Jahren präsent.
Wann bist du dann auch beruflich in das Thema eingestiegen?
Ich stieg 2020 ein, denn in dem Jahr wurde bereits der erste Anschluss im Pschorrhof, der mobil mit Energie versorgt wurde, installiert. Baubeginn für das Verlegen der Hausanschlüsse war im Mai 2021 und im November 2022 wurden die ersten Gebäude an die Versorgung angeschlossen. 91 Häuser werden mittlerweile versorgt, 174 sind bereits erschlossen und bis 2025 werden 130 Häuser angebunden sein. Momentan läuft das noch über die Energie-Container am Sportplatz und das Hackschnitzel-Kraftwerk der Gemeinde. Wie liefern mittlerweile an die 700.000 kWh pro Jahr und rechnen mit einem jährlichen Energiebedarf von 4.800.000 kWh bis 2030. Dafür bauen wir gerade ein Hackschnitzel-Kraftwerk auf der Straße nach Nassenhausen. Dieser Standort ist auch besser gelegen als der ursprünglich geplante, da nun der Abstand zum Ort deutlich größer ist. Zudem sind wir flexibler, was eine mögliche Erweiterung anbetrifft.
Jeder spricht ja von Umweltschutz und sparsamen Umgang mit Ressourcen. Ihr aber baut jetzt ein Kraftwerk, das rein mit Holz aus der Region gespeist wird. Passt das zusammen?
Ja, sehr gut sogar. Streng genommen kann Energie weder erzeugt noch verbraucht werden – sie wird lediglich umgewandelt. Vereinfacht gesagt wandeln unsere Bäume Sonnenenergie, Wasser und CO² in Holz um, welches im Wald dann wieder natürlich verrotten würde oder aber, wie bei uns jetzt, thermisch verwertet wird. In beiden Fällen, also auch wenn das Holz im Wald verfault, werden die Energie und das CO² wieder freigegeben, nur dass wir bei unserer Lösung die Energie als Wärme für unsere Häuser nutzen. Zur Wärmegewinnung verwenden wir weniger wertiges Energieholz, z.B. Nebenprodukte aus der Holzwirtschaft, Zuschnitte von Straßenmeistereien oder Holz, welches zur Baustoff-, Möbel- und Papierproduktion ungeeignet ist. Im Gegensatz zur Holzverbrennung im heimischen Ofen werden die Hackschnitzel in der modernen Versorgungszentrale sehr effizient verwertet und der Abgasausstoß gereinigt. Holz, als Baustein der Erneuerbaren Energien wollen wir langfristig, vor allem über den Sommer möglichst durch Sonnenenergie ergänzen, damit in unserem Energiemix dauerhaft ein möglichst großer brennstofffreier Solaranteil enthalten ist.
Welche Vorteile bietet deine Art der Energieerzeugung noch?
Wir sind regional und nachhaltig: vor allem in Bayern haben wir eine positive Biomassebilanz, auch in der Forstwirtschaft. Es wächst also auch bei uns mehr nach als verbraucht wird! So ist es also ökologisch und ökonomisch sinnvoll, die Ressourcen vor Ort zu nutzen und das alles zusammen mit lokalen Waldbesitzern, regionalen Kleinunternehmern und den bayrischen Staatsforsten durchzuführen. Dadurch stellen wir eine zuverlässige Versorgung sicher und fördern unsere nachhaltige Forstwirtschaft. Heute nutzen wir etwa 2100 Schüttraummeter (SRM) Holz im Jahr und werden das auf 4500 SRM erhöhen, wenn alle wie geplant angeschlossen sind. Preislich liegen wir momentan ca. zwanzig Prozent unter Gas und können generell eine hohe Preisstabilität garantieren, da wir weltpolitischen Versorgungs- oder Preisschwankungen nicht ausgesetzt sind.
Wir stärken die heimische Wirtschaft: Arbeitsplätze, Steuern, Kapitalfluss. Alles bewegt sich in einem nachvollziehbaren regionalen Wertschöpfungskreislauf. Wir stärken die Heimat und damit profitiert unsere Gesellschaft vor Ort.
Wir arbeiten hochmodern, flexibel und bedarfsgerecht: Durch die intelligente Netzsteuerung und dezentrale Pufferspeicherung ist das Nahwärmenetz nur bei Bedarf in Betrieb und die Wärmeerzeugung genau auf den Verbrauch abgestimmt. Auch bei der Art der Energiegewinnung sind wir flexibel und so bestens auf neue Entwicklungen und vielseitige Wärmeeinspeisungen vorbereitet.
Das ist wirklich eine ganz intelligente, umweltfreundliche und moderne Art der Energieversorgung. Schade, dass es so etwas in Jesenwang noch nicht gibt, da wäre ich sofort dabei!
Jetzt zum Thema Kultur und Brauchtum. Du bist stark in der Gemeinde verwurzelt und so sind unsere bayrischen Brauchtümer und Traditionen für dich wichtig und stets präsent. Wie stehst du zum KHV und gibt es da auch Kontakte?
Ja und das schon direkt nach der KHV-Gründung, insbesondere mit einem der Vorstände, Helmut Tengg-Schlemmer. Ich persönlich finde es sehr bemerkenswert, was da, in sehr kurzer Zeit, so alles auf die Beine gestellt wurde: Die Schafkopfabende, Waldfeste, Goaßler, die Kindertheater und ganz besonders die Böllerschützen. Wirklich beeindruckend, wenn man sieht, was da alles an Aufwand und Herzblut investiert wird. Es freut mich sehr, dass auch Adelshofener Mitglieder bei den Schützen sind und dies aktiv unterstützen. Aber nicht nur als Privatmann bin ich großer Fan vom KHV, auch als Bürgermeister nutze ich begeistert deren kulturelles Angebot. Goaßler und Böllerschützen sind mittlerweile feste Bestandteile unserer Feierlichkeiten wie dem Dorffest oder um den Maibaum aufstellen und sie stellen definitiv eine Bereicherung dieser Feste dar. Der KHV ist identitätsstiftend, er bewahrt und fördert unsere Brauchtümer und Traditionen, eine wirklich ganz großartige Initiative, die ich aus vollem Herzen unterstütze.
Lieber Robert, danke für deine Zeit! Das war wirklich sehr interessant und beeindruckend. Ich muss das nochmal betonen: Es ist bemerkenswert, wie du nicht nur über den Tellerrand hinausblickst, sondern nachhaltig eure Gemeinde positiv beeinflusst. Sei es als moderner, aber bodenständiger Gemeindevorstand, oder als Unternehmer durch die Art eurer Energieerzeugung. Heimatmensch, Bürgermeister, Visionär und mutiger Unternehmer – Chapeau, das ist wirklich außergewöhnlich. Wir bräuchten mehr Menschen in Deutschland, die denken und handeln wie du. Ich hoffe, dein Werdegang dient als Inspiration für Menschen, die auch Ideen haben, sich aber noch nicht trauen, diese umzusetzen. Wie man sieht, wird Unternehmergeist belohnt. Robert, bleib mutig! (Bernd Schlemmer für den KHV)