Servus, Joseph Schäffler, erster Bürgermeister von Moorenweis

Er ist 58 Jahre 
alt, verheiratet und hat zwei Kinder.

Sepp, du entstammst einer alteingesessenen Moorenweiser Familie, bist also durchaus so etwas wie ein „Ureinwohner“.
Das könnte man so sagen. Mindestens ein Urgroßvater von mir lebte schon hier, genauso wie der Großvater und mein Vater und alle hießen sie auch „Joseph“ mit Vornamen. Mein Sohn hat den Namen Simon Joseph erhalten. Ab und zu sollte man auch mal etwas verändern und Tradition und Neues schließen einander ja nicht aus.

Du hattest auch ein Berufsleben vor deiner Zeit als Bürgermeister.
Ja, ich war Sozialversicherungs-Fachangestellter mit Schwerpunkt Krankenversicherung. Seit 2002 bin jetzt bereits hauptberuflich Bürgermeister in der Gemeinde Moorenweis.

Welche Orte gehören alle zu eurer Gemeinde und wieviel Einwohner seid ihr?
Wir haben an die 4200 Einwohner und zu Moorenweis gehören Albertshofen, Brandenberg, Dünzelbach, Eismerszell, Grunersthofen, Hohenzell, Langwied, Luidenhofen, Purk, Römersthofen, Steinbach, Windach und Zell. Bei unseren vielen Gemeindeteilen gibt es natürlich immer auch unterschiedlichste Wünsche und Gegebenheiten. So lernt man schnell die komplette Bandbreite der Tätigkeiten in einer Gemeinde kennen, man trifft viele tolle Menschen und es wird definitiv nie langweilig. Alles Dinge, die ich an meinem Amt sehr schätze und die mir auch viel Freude bereiten.

Wie begann eigentlich deine politische Laufbahn?
Mein erstes Amt, noch nicht politisch, hatte ich 1985 als Schriftführer des Katholischen Burschenvereins Moorenweis und später war ich auch Burschenvorstand. Wir bereiteten das 80-jährige Gründungsfest im Jahr 1988 vor. Da merkte ich bereits, dass es mir gefällt, Dinge nicht nur anzustoßen, sondern sie auch umzusetzen und mich selbst in die Gestaltung einzubringen. So war dann ein nächster logischer Schritt, mich auch auf Gemeindeebene zu engagieren. Seit 1990 bin ich Mitglied in der CSU und habe dann in dem Jahr auch erstmals als Gemeinderat auf dem letzten Platz der CSU-Liste kandidiert. 6 Jahre später wurde ich in den Gemeinderat gewählt. Ich muss dabei auch immer an meinen politischen Ziehvater, Karl Eisenmann, denken. Er war für mich Freund, Ratgeber und Mentor. Sein Denken über Politik, deren Aufgabe und seine Philosophie, sich für die Menschen einzusetzen, war für mich immer Inspiration und hat auch meine Vorstellung von Politik stark geprägt.

Wann hast du dann erstmals als Bürgermeister für die CSU kandidiert?
Das war 2002. Obwohl ich als CSU-Kandidat gegen die Bürgervereinigung und die SPD angetreten bin, hätte ich fast schon im ersten Durchgang gewonnen, es fehlten damals nur 19 Stimmen zur absoluten Mehrheit. So musste ich in die Stichwahl, die ich dann für mich entscheiden konnte. Auch in den Kreistag wurde ich 2002 gewählt, obwohl ich auf Platz 48 der Kandidatenliste stand und es zu dem Zeitpunkt noch nicht bekannt war, dass ich in Moorenweis als Bürgermeister kandidieren werde. Wahrscheinlich habe ich dies auch meiner Tätigkeit bei der AOK zu verdanken, bei der ich viel im westlichen Landkreis unterwegs war.

War dann der nächste Level, also der Landtag, auch mal ein Thema für dich?
Nein. Ich bringe mich lieber vor Ort und im Landkreis ein und versuche hier etwas zu bewegen.

Was sind große Projekte deiner Amtszeit, auf die du auch immer wieder gern zurückblickst?
Da fällt mir ganz spontan unsere Wasserversorgung ein. Der Gemeinderat hatte sich zur Sicherung dieser zu einer Grundsatzentscheidung durchgerungen und entschied sich für eine Anbindung an den Wasserzweckverband Landsberied. Überlegungen von erheblichem finanziellem Ausmaß machten eine schnelle Entscheidung nötig. Für mich gab es zu der Anbindung an Landsberied eh nie eine Alternative – Kosten und Wasserqualität sprachen klar dafür. Es gab bereits 15 Erkundungsbohrungen auf Moorenweiser Gebiet seit Anfang der 90er Jahre, die aber ausnahmslos eine zu geringe Ergiebigkeit aufgewiesen hatten. Da die Gemeindeteile Grunertshofen, Langwied, Purk und Römertshofen der Landsberieder Gruppe bereits angehörten, hatte Moorenweis schon drei Sitze im Verbandsausschuss inne, womit ein Mitberatungs- und Bestimmungsrecht für uns gewährleistet ist. Dies war ein sehr wichtiges Projekt für die Zukunft der Menschen in Moorenweis und ich bin froh und stolz auf die Lösung, die wir für die Gemeinde umsetzen konnten. Wichtig für mich ist auch der weitere Ausbau der Kinderbetreuung und Tagespflege. Wir konnten hier zwar schon viel umsetzen, aber es reicht noch nicht. Beides liegt mir persönlich wirklich sehr am Herzen und ist wichtig für die Menschen und Familien unserer Gemeinde.

Auch über den Ausbau eures Gewerbeparks liest man immer wieder.
Definitiv auch ein sehr wichtiger Bereich. Er sichert Steuern für die Gemeinde und diese Einnahmen kommen ja wiederum allen zugute. Zudem erhöhen Arbeitsplätze vor Ort die Attraktivität des Standortes Moorenweis. Sie bedeuten auch mehr Freizeit für die Menschen und weniger CO2 Ausstoß, da ja die Fahrten zu einem Arbeitsplatz außerhalb von Moorenweis entfallen. Ein wichtiges Mitglied unseres Gewerbeparks ist beispielsweise die Firma Cabero, einer der führenden Produzenten von Wärmetauschern für die Kälte- und Klimatechnik. Wir hatten für die Gewerbegebietserweiterung noch ein besonderes Juwel gesucht: Ein inhabergeführtes Unternehmen, solide, bodenständig und gern auch ein Global Player. In dem Geschäftsmann Tino Cabero und seiner Firma konnten wir genau so ein Unternehmen für Moorenweis gewinnen. Cabero hat neben seinem Hauptsitz auch noch Betriebsstätten u.a. in China und Ungarn. In Grafrath konnten sie sich nicht mehr vergrößern, bei uns finden sie nun die nötigen Flächen vor.

Sepp, da denkst du wirklich sehr visionär. Ich glaube, dass diese Art von Zukunftsplanung in Bezug auf Gewerbegebiete bei weitem noch nicht in allen Gemeinden so gelebt wird. Du gehst da mit Moorenweis wirklich als sehr gutes Beispiel voran, Gratulation! Du bist auch CSU-Mitglied. Gibt es etwas, was du auf Vorstandsebene anders machen würdest? Du bist durchaus jemand, der für sich in Anspruch nimmt, auch mal außerhalb der offiziellen Parteilinie zu denken und zu agieren.
Unbedingt und das ist ja auch nicht als Kritik an der Partei zu verstehen. Es ist ganz normal, dass vor Ort oft anders und pragmatischer gehandelt werden muss, weil einfach gewisse, individuelle Situationen dies erfordern. Für mich ist wichtig, immer das zu tun, was das Beste für die Bürger unserer Gemeinde ist, unabhängig von der großen Parteistrategie. Ein Punkt, der mir momentan nicht so gefällt, ist der sehr starke Fokus auf virtuelle Veranstaltungen. Natürlich ist dies auch wichtig, gerade mit Blick auf die jungen Menschen, aber bitte immer nur begleitend. Es darf nie das Ziel sein, den direkten Austausch durch Online-Veranstaltungen zu ersetzen. Ich bin der Meinung, dass wir momentan etwas zu viel virtuell unterwegs sind, statt persönlich bei den Menschen vor Ort! Das bringt mich zu einem Punkt, der mich auch immer wieder beschäftigt. Ich finde es sehr schade, dass es in Moorenweis kein typisches Dorfgasthaus mehr gibt. Uns fehlt eine Anlaufstelle, in der sich die Menschen treffen und feiern können und wo dann eben genau dieser Austausch zwischen den Bürgern wieder stattfindet. Ich hoffe wirklich sehr, dass wir in absehbarer Zeit jemanden finden, der Interesse hat, wieder eine typische Dorfgaststätte bei uns zu betreiben.

Wir hatten ja gerade eine große 1250 Jahre Feier in Jesenwang. Ihr habt da bei eurem 1250-jährigem Jubiläum ganz anders gefeiert.
Wir hatten damals (2003) eine große Theateraufführung: „Die schwarzen Nonnen von Weißenzell“, wirklich ein beeindruckendes Erlebnis. Mönche, die mit Kreuzen einen heidnischen Zauberer vertreiben. Nonnen, die dem Volk Wissen und bescheidenen Wohlstand bescheren, und geläuterte Landsknechte, die beim Wiederaufbau nach dem Dreißigjährigen Krieg helfen. All diese mythischen Charaktere und viele andere mehr wurden anlässlich unserer Feier von 120 Laiendarstellern zum Leben erweckt. Es ging dabei um das Kloster Weißenzell, welches zwischen Moorenweis und Dünzelbach lag, heute erinnert eine Kirche an den Standort. Es war auch keine Komödie, sondern ging richtig ernst zu. Zum Beispiel, wenn der heidnische Zauberer vom Blitz erschlagen wird und wahrhaft professionell mit Karacho in den Bühnen-Tod stürzt, als er das erste Birkenkreuz, das Benediktinermönche auf den Fluren des heutigen Moorenweis aufstellten, mit einem Beil fällen will. Oder beim Besuch des Bischofs Ulrich (951 n. Chr.), der Moorenweis und die Nachbarorte vor dem Hunnensturm warnt. Und natürlich nach dem Dreißigjährigen Krieg, als der vergiftete Brunnen gereinigt und der Fahrer des Pestkarrens selbst beerdigt wird. Und ähnlich wie auch in Oberammergau haben die Mitwirkenden, passend zu ihren Rollen, sich Bart oder Haare wachsen lassen, um ihrer Rolle auch optisch gerecht zu werden. 2028 werden wir 1275 Jahre Moorenweis feiern und unser ehemaliger Pfarrer hat bereits angeregt, das Theater zu wiederholen. Mir schwebt da eine Freilichtbühne bei der Kirche St. Margareth vor. Das wäre mit Sicherheit ein einmaliges Erlebnis und vielleicht kann der KHV uns dabei auch unterstützen.

Sepp, das gebe ich gern so weiter. Wie stehst du selbst zum KHV?
Ich finde das eine ganz großartige Initiative. Gerade in der heutigen, sehr schnelllebigen Zeit ist es wichtig, Traditionen und Brauchtümer nicht nur zu bewahren, sondern auch aktiv zu leben und so weiterzugeben an nächste Generationen. Es ist bemerkenswert, was der KHV in nur so kurzer Zeit bereits alles in Leben gerufen, initiiert und unterstützt hat, Gratulation! Ihr Jesenwanger könnt euch wirklich glücklich schätzen, dass ihr den KHV bei euch im Ort habt. Ich fände es richtig gut, wenn auch wir in Moorenweis etwas in der Art auf die Beine stellen könnten, und würde das auch persönlich gerne unterstützen, wann immer mein Terminkalender es zulässt!

Was machst du gern privat, wenn du mal keine Termine hast?
Ich verbringe sehr gern Zeit mit meiner Familie. Meine Hobbies sind Radfahren, insbesondere am Ammersee, Bergwandern und ich genieße für mein Leben gern die italienische Küche.

Lieber Sepp, vielen herzlichen Dank für deine Zeit und die interessanten Einblicke in dein politisches Wirken! Ich darf dich und alle Moorenweiser auch recht herzlich grüßen von den KHV-Vorständen Alexander Messner und Helmut Tengg-Schlemmer und euch ausrichten: „Bitte meldet euch einfach, wann immer ihr Unterstützung vom KHV braucht. Sei es mit Rat und Tat, oder unseren Sparten wie z.B. Goaßler und Böllerschützen – wir helfen gern“!
(Bernd Schlemmer für den KHV)